kyiv, april ´15, 1+1 studio, museum der revolution der würde
Masha: Natascha, erzähl uns bitte, wer du bist.
Natalia: Wer ich bin? Das ist eine sehr schwierige Frage...Man muss einfach erzählen...ah OK, gut. Ich heiße Natascha Nahorna. Ich bin 30 Jahre alt, wenn dieser Film ausstraht, denke ich, dass ich 31 sein werde. Weil...hier wollen alle, dass endlich Geburtstag ist. Die Situation ist zur Zeit eine schwierige, deswegen erstmal bis zum Geburtstag aushalten und dann weiter leben.
(ein Mann kommt an uns vorbei, spricht zu Natalia)
[ - Oi, was für Leute hier...bist du in der Aufnahme, oder darf ich dich küssen?
- Natürlich.
- Hallo.]
Natalia: Ich bin Journalistin. Zur Zeit arbeite ich Team TSN - TV Nachrichten Service beim Kanal 1+1. Das sind, um ohne unnötige Bescheidenheit zu sprechen, die besten Nachrichten, die in der Ukraine ausgestrahlt werden. Während des Maidans habe ich noch nicht hier gearbeitet. Aber das war der Sender, der den Maidan am meisten unterstützt hat. Wenn wir über den Maidan reden...Und was soll ich über mich erzählen?
M: Kannst du bitte etwas lauter sprechen?
N: Ja, OK, ich werde mich nicht schämen.
M: Woher bist du gerade gekommen?
N: Woher ich gebürtig bin, meinst du?
M: Nein, du meinstest, du bist gestern irgendwoher zurück gekommen.
N: Ah ja, gestern bin ich zurück gekommen. Gestern Nacht bin ich angekommen. Ich bin gekommen aus... wissen Sie, Maidan ist in Wirklichkeit ja nicht nur ein Ort, nicht nur ein Platz. Maidan, das ist, abgesehen davon, dass es ein seelischer Zustand ist, ein Seelenteilchen von jedem von uns. Wenn wir vom Maidan sprechen, dann meinen wir ganz selten den Platz, meistens meinen wir das Geschehnis. Das Geschehnis, das schon lange dauert. Maidan ist ein Synonym dafür, dass du z. B. Ein Mensch kämpferischer Natur bist. Sozusagen. Also woher bin ich gekommen? Vom Krieg. Wissen Sie, bei uns im Land ist gerade Krieg. Jetzt (lacht) ...eine logische Fortführung des Maidans ist, dass im Land Krieg ausgebrochen ist. Wenn wir früher für unsere Freiheit gekämpft haben, dann kämpfen wir jetzt für unseren Staat. Jetzt sollen wir uns vertragen, aber der Krieg geht weiter. Im Osten unseres Landes wird geschossen und viele Verletzte gibt es auch. Dorthin fahren wir periodisch für die Aufnahmen, weil unsere Menschen vielleicht ein bisschen infantil sind und nicht verstehen, dass wir im Krieg sind, dass jeder helfen muss, und dass der Krieg jeden was angeht.
M: Erzähl uns bitte deine Erlebnisse vom Maidan.
N: Von welchem Tag denn? Also man sagt ja, der Maidan hat 94 Tage gedauert. Also habe ich für jeden Tag...eigentlich erinnere ich mich an den Maidan in Stunden und könnte es auch so erzählen. Sehr gut kann ich mich z. B. an den 11. Dezember erinnern. Das war ein Tag, als die Administration gestürmt wurde. Es wurde versucht, sie rückgängig zum staatlichen Eigentum zu machen. Dort drin waren also meine Freunde. Draußen waren auch meine Freunde in Krankenhauskitteln. So verstand ich, dass gleich die einen Freunde meine anderen Freunde retten werden. Und wenn alles schief läuft, dann auch noch mich. So ein Moment.
Da gabs auch viele gute Momente. Weißt du, normalerweise erinnerst du dich an irgendwelche blöden Momente und weißt nicht so richtig, warum sie dir im Kopf hängen bleiben. Du erinnerst dich an die Kälte und daran, wie du den warmen Tee nimmst und trinkst. Oder an eines der kleinen Dinge, die dir auf dem Maidan geschenkt wurden. Danach siehst du den Menschen nie wieder. So, wie dieser Ring (zeigt den Ring auf der Halskette), der mir von irgendjemandem geschenkt wurde. Am 20. Februar. Das war auf der Institutska Straße, die vom Maidan nach oben führt. Menschen werden erschossen. So ein Moment, wenn du zum ersten Mal im Leben einen getöteten Menschen siehst. Der liegt vor dir und wurde erschossen. Du erinnerst dich also an die Barrikaden und an die Flaggen, die von den Barrikaden runter genommen wurden, um Menschen zu decken. Damals war die Flagge eine der wichtigsten Dinge in der Welt. Und dieser Ort war der wichtigste in der Welt, auch wenn der beängstigendste. Heute natürlich nicht mehr so. Heute ist es ruhig. Das ist einer der Gründe, warum all das geschehen ist, damit du danach jederzeit auf einen friedlichen Platz kommen kannst und einfach nur spazieren. Dass du heute friedlich auf dem Maidan spazieren kannst ist also ein großer Verdienst und das, was wir alle wollten. Heute wollen wir wahrscheinlich am meisten, dass es im ganzen Land so ist.
M: Was siehst und fühlst du, wenn du heute über den Platz gehst?
N: (min. 6:09)Jetzt gehe ich dort nicht mehr entlang. (jemand kommt, Natascha lacht...) Geh durch, geh durch. Na komm schon. Geh durch, spitzle nicht so. Was ich denke...was ich sehe...ich bin dort selten. Heute morgen war ich dort, habe ein T-shirt gekauft. Dort sind ziemlich viele partriotische Sachen. Aber eigentlich gehen wir dorthin, wenn wir wirklich etwas brauchen. Sonst heißt es, dass im Land wieder irgendwas passiert. Einfach so dort spazieren gehen...ich war auf dem Maidan am 20. Februar, am 18. Februar, am 19. Januar. Das ist alles Tage, an denen wir nicht nicht kommen hätten können. Der 18. Februar ist der Kriegsbeginn. Da hat der Maidan angefangen zu brennen. Der Maidan, der gebrannt hat - das war eine Säuberung mit dem Feuer. Bis dahin war es ruhig, Menschen haben gesungen und getanzt. Auf der Hruschevski Straße wurden schließlich Menschen getötet. Du kannst dort und dort protestieren. Aber wenn in der Straße heikel wurde, hieß es “wie könnt ihr da nebenan tanzen, wenn hier Menschen sterben”. Der 18. Februar war also die Feuersäuberung. Der Maidan brennt, aber für die Freiheit kannst du die ganze Welt verbrennen. Das ist schwierig in Worte zu fassen, manches ist schwierig. Vor einigen Monaten war doch auch Charlie in Frankreich. Da hieß “Charlie-das bin ich”. Hier heißt es “Maidan - das bin ich”. Es heißt in etwa “wenn es mir schlecht geht, dass muss ich auf den Maidan gehen”. Das ist der Ort, an dem wir für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen. Nicht für Geld, nicht für oligarchische Interessen. Aber in den Momenten, in denen unsere Freiheit in Frage gestellt wird. So, das ist der 2. Maidan. Andere Geschehnisse waren schon in 2004 -2005. Aber der Unterschied ist ....wollte gerade ein schlechtes Beispeil machen (kommt wieder jemand...Sprechpause. ), Entschuldigt mich bitte. Der Unterschied ist also riesig. Das ist ein unterschied, wie zwischen Disko und einer Schießerei. Aber die Sache ist, dass wir die Schießerei mehr lieben, als Disko, denn die Disko hat nicht gebracht. Die Schießerei hat schlimme Ergebnisse erzielt, aber trotzdem kann man nicht...es ist schwierig aufzuhören, daran zu glauben. Wir haben getanzt, in Zelten gelebt, dann wieder in unsere Häuser zurück. Und hier sind Hunderte von Menschen gestorben und du verstehst, das darf jetzt nicht mehr umsonst sein. Wir können unzufrieden mit der Regierung und den Reformen sein, wir können sogar damit unzufrieden sein, wie die Welt das aufnimmt. Aber wir haben kein Recht, anzuhalten. Wir verstehen, dass wir es alle zusammen angefangen haben.
M: Wenn du uns einen Ort auf dem Maidan zeigen könntest, welchen würdest du aussuchen.
N: Ein Ort auf dem Maidan? Wenn wir jetzt wieder vom Platz reden - da habe ich so eine Strecke für die Menschen, die noch nie auf dem Maidan waren. Oder Menschen, denen du vom Maidan erzählst. Über jeden Centimeter kannst du erzählen, dass hier die Kosaken waren, hier gabs leckeren Tee. Ist so ein Ding, dass du über jede Stelle erzählen kannst. Dort waren Barrikaden, wo in der Reihe 8 Menschen lagen. Das ist, wo Okean Elzy aufgetreten ist und Menschen ihre Lämpchen in die Luft gehalten haben. Hier war der Tannenbaum und wir machten uns Sorgen um jeden, der da hoch geklettert ist, um eine Fahne aufzuhängen. Hier ist immer noch die Stelle mit den Fotos der Verstorbenen. Maidan muss man im Ganzen zeigen. Stehen bleiben, einen Kaffee trinken, die Fotos anschauen. Auf der Institutska Straße haben wir gesehen - also es war der 24. Februar, und es wurde klar...24? Oder 22? 23. Februar. Nein, 22. Februar wurde klar, dass Janukowitsch geflohen ist und da waren Kinder. Wir hatten unsere Schutzwesten an und hatten um unseren Nachbarn Angst. Und da kamen so kleine Kinder. Deshalb war so ein starker Kontrast. Die Hruschevka Straße ist wohl mein Lieblingsort. Da hat alles angefangen. Das Ukrainische Haus, was in der Sovjetzeit Museum im Namen Lenins war, ist heute ein wirkliches Ukrainerhaus. Da haben sie gelebt. Jede Stelle wurde verbarrikadiert. Da kenne ich jeden Sack, der platziert wurde.
M: Was denkst du, welche Rolle die Medien für den Maidan gespielt haben? (min. 13:49)
N: Ich kann nicht 100% sagen, denn wichtiger waren Menschen, als Journalisten. Ich war bei dem anderen Sender - Sender der Ukraine, der sich mehr zum Donbass orientiert. Das war klar, dass es Zensur und Repression geben wird. Aber jeden Tag musstest du Nachrichten so machen, dass du dich danach nicht schämen musstest. Wir stellten uns die Aufgabe - weil wir wussten, dass Menschen hier im Donbass die Nachrichten schauen- zu zeigen, dass da Menschen waren, die rausgingen nicht für Buchweizen, nicht für Geld. Da gabs einen Aufkleber irgendwo hier, auf dem steht “Ich bin hier nicht für Geld”. Nicht dafür, dass es was leckeres zu essen gibt und bequem zu schlafen. Die waren bereit alles zu essen und in der Kälte zu schlafen. Eine wichtige Aufgabe hatten die Medien. Auch wenn auf dem Platz nichts passierte, wurde er trotzdem gezeigt. Wissen Sie warum? Weil das ganze Land auf dem Maidan war. Ein Mann fuhr zum Maidan in Lviv, da wurde er gezeigt, wie er da steht, dass er ißt und noch lebt, damit seine Frau das sieht. Kinder schauten, um seine Eltern zu sehen. Die Mutter schaute, um sein Kind zu sehen, auch wenn es sich einfach neben dem Warmkanister aufwärmt. Der Eindruck entstand, dass du neben diesem Warmfass die ganze Ukraine versammeln kannst. Später gab es natürlich Nuancen und es war nicht die ganze Ukraine. Das war also wichtig.
M: Was war also eine Rolle in der Medienberichterstattung? Du warst im Krieg, hast das alles gesehen und musstest davon berichten.
N: Ich habe nicht teilgenommen. Ich habe keinen einzigen Stein geworfen, habe keine Cocktails geworfen oder gemacht. Meine zwei kleine Rollen waren: Die erste, als Journalistin. Ich muss dazwischen sein, Material sammeln und darauf achten, dass es auch so ausgestrahlt wird und nicht in irgendeinem verfälschten Zustand. Also so, wie es wirklich war. Die zweite Rolle habe ich wahrscheinlich nicht so ausgeführt, wie ich es in wirklichkeit wollte. Ich war beim Roten Kreuz. Als Journalistin kann ich mich nicht auf eine Seite schlagen, als Medizinerin kann ich das auch nicht. Ich bin nicht wirklich Medizinerin, ich habe nur viele verschiede Kurse abgeschlossen. Ich habe gelernt, Menschen zu retten. Wenn neben dir also ein Mensch getötet wird, dann wissen wir, wie wir sie retten oder versuchen zu retten. Wie Wunden abgedichtet werden. So gab es einige, die wir rausgetragen haben. Einige, die wir nicht retten konnten. Ist irgendwas nicht in Ordnung? (min. 18:20, Kameraprobleme) So standen wir da, wie ein lebendiges Schutzschild. Wir haben keine anderen Menschen getötet. Wir standen einfach da und hielten durch. Einige wurden von Wasserbomben getroffen. Ihre Jacken waren durchnässt und vollkommen zugefroren in einer Eisschicht. Ein paar Menschen mussten manchmal überredet werden, nach Hause zu gehen. Bitte geh nach Hause, weil...
M: Dann hast du berichtet, musstest auch Fakten nennen. Als Teilnehmerin des Maidans, da du ja viel Zeit dort verbracht hast, konntest du dann noch distanziert berichten?
N: Wo ist denn hier die Distanz? Ich zeige nichts, was es nicht gibt. Wir sprechen Fakten. Wir zeigen Menschen, die etwas erzählen. Das war eine Reportage. Das, was wir machen, war keine Analyse, aber Bericht über das, was jetzt stattfindet. Wir sehen Menschen, die machen Cocktails, die schlagen die Backsteinstraße auseinander. Aber wir fragen, warum die das machen. Das ist keine Seite. So haben es alle gezeigt. Aber klar, dass du dann verdrehen kannst. Du kannst sagen, “Die Vandaleure zerstören die Straße”. Du kannst auch sagen “Hier sind Menschen, die Backsteine aus der Straße schlagen. Wir fragen sie, warum sie das tun.” Dann folgt das Interview. In bestimmter Weise war es für uns alle schwierig. Warum? Weil es in unserem Land zum ersten Mal geschah und wir noch keine Kriegserfahrung in unserem unabhängigen Land haben.
M: Wie siehst du die Zukunft der Ukraine?
N: Ich habe Menschen, mit denen ich arbeiten kann. Wir haben sehr viel gelernt. Früher hatten wir nicht die Notwendigkeit, so viel zu können. Die Journalistik war ziemlich faul. Wir wussten, dass wir etwas heute aufnehmen können, und morgen oder übermorgen erst zeigen. Ein Äffchen ist im Zoo geboren, das würden wir dann als großes Ereignis zeigen. Und jetzt interessiert uns das Äffchen nicht. Also vielleicht doch, aber wir müssen jetzt lernen das jeden Tag zu zeigen, was wichtig ist. Wir müssen lernen, das Material zu übertragen. Selbst technisch und technologisch sind wir auf die nächste Stufe gekommen. Jetzt sind es nicht einfach nur Medien. Heute schreiben wir Geschichte. Das, was ihr drumherum seht...zeigt, dass wir nicht einfach nur Nachrichten machen, sondern dass wir Geschichte aufbewahren. Wofür ist das alles? Wir haben wenig zu erzählen über das Fernsehen. Wir müssen alles sammeln und als Beweise zeigen. Jeden Tag ist...das ist größer, als einfach Medien. Du kannst es heute einfach nicht anders. All die Kriegsdinge, oder Maidan-Dinge, das sind Dinge, die...Droge ist ein schlechtes Wort, aber das ist das, ohne was du nicht auskommst. Du kannst nicht auf den Maidan einmalig kommen, gucken und sagen “das wars”. Einige kriegen vom Maidan Kinder, ja Zahar? (spricht einen vorbeigehenden an., lacht, min. 23:57)
M: Erzähl uns bitte, was alles hinter deinem Rücken steht.
N: Also guckt mal, es gab einen Moment, da war es klar, dass wenige Leute auf die Front fahren. Es sind Soldaten, die hinfahren. Aber keine Museummitarbeiter, die die Geschichte konservieren. Wir haben verstanden, dass wir diese Menschen werden müssen. Darum ist alles hier um mich herum das beste Museum des Ersten Ukrainischen Krieges. Des ukrainisch-russischen. Wir verstehen, dass der Krieg mit Russland läuft. Hier sind makabre Dinge. Einiges, was nicht präsentabel aussieht, so als ob auf dem Müllhaufen gefunden, ist ein Ding mit hohem Wert. Menschen würden dafür sterben. In der Nähe des Donezk-Flughafens gibt es eine Position, die ziemlich unter Beschuss steht. Da hing eine kleine Flagge. Viele Flaggen wurden dazu genäht und aufgehangen. Schmutzig sind die. Über jedes Ding könnte ich was erzählen. Wir fahren zusammen nach Armenien, wusstest du das? (spricht einen vorbeigehenden an)
- Wann?
- Am 22.
- Wann, 22. Am Sonntag?
- Am 22.
...
Donezker Flughafen also. Unser Mitarbeiter ist in der Armee. Er hat dort Gitarre gespielt. Ständige Schießereien. Viele Opfer und er hat auf der Gitarre gespielt. Und ein Teil unserer Geschichte ist, dass Krieg vorherrschte, und er trotzdem Gitarre gespielt hat. Ich weiß es nicht.
M: Was sollen diese Bilder um dich herum, die Plakate mit den Frauen?
M: Das ist für die Jungs gemacht. Die Jungs, die sind bei uns Freiwillige. Das gefällt vielen nicht. Jedoch wurde das gemacht, um die Kämpfer bei gutem Geist zu halten. Die sollen sie sich übers Bett hängen. Das sind nicht die Frauen, die kämpfen. Das sind die, die auf sie warten. Sozusagen, ich werden die ganze Zeit an deiner Seite sein. Wahrscheinlich ist interessanter...das ist meine Kollektion. Viele haben gesagt, was für ein Eckel, aber ich habe entschieden, die zu lassen. In jedem Krieg gibt es die Museumarbeiter, die auch die Plakate der jeweiligen Kriegszeit sammeln. So, wie dort ein Plakat von Putin als Zielscheibe. Ihr seht, hier unten liegt ein Ding, welches man zuerst gar nicht bemerkt. Später sieht man, dass irgendwas schlimmes damit passiert ist. Das ist in Wirklichkeit die wichtigste Flagge, die es gibt. Das ist die Flagge, die auf dem neuen Terminal des Donezker Flughafens hing. Unser Mitarbeiter Ruslan Yarmoliuk hat die mitgebracht. Die Brigaden haben darauf unterschrieben, die den Flughafen geschützt haben. Die Flagge war unter Glas geschützt. An dem Tag, an dem sie den Flughafen aufgeben mussten, ist die gefallen. Das musste wohl so sein. So haben wir entschieden: der Flughafen kann fallen, die Flagge auch, aber wir müssen beständig bleiben. Wir haben die in dem Zustand gelassen, in dem sie war. Hier liegt sie zerbrochen, aber sie ist unsere. Wir mögen die egal, in welchem Zustand. Das ist unsere ...(nicht verstanden, was) Davon gibt es jetzt 86. Es war früher wichtig, welche Abzeichen du hast. Und heute ist es wichtig, woher du bist. Das hier ist ein Abzeichen. Das beste Geschenk, das dir irgendjemand machen kann. Wieder so eine Situation...(spricht zum nächsten Passanten) Robert, gehen Sie bitte vorbei. Robert, ich werde bei Ihnen vorbeischauen. Ich habe für Sie ein tolles Thema. Das bedeutet, dass es für mich das beste Geschenk ist.
M: Ich habe den Eindruck, dass so, wie die Dinge hier ausgestellt werden, der Krieg als etwas positives dargestellt wird. Ist das so, oder nicht? Was denken die Leute?
Ob der Krieg gut oder schlecht ist? Der Krieg kann nicht gut sein. Wie kann ich über den Krieg positiv denken, wenn ich 5 Freunde so verloren habe? Bei mir persönlich. Ich kann nicht denken, dass es etwas gutes ist. Aber auf der anderen Seite: dort erzählen sie, dass wir Tiere sind, dass wir Faschisten sind. Und wir kommen hierhin und sehen Menschen. Das ist ein Museum darüber, dass Ukrainer gekämpft haben, dass Menschen gekämpft haben. Hier zeige ich ein Beispiel (zeigt eine vertrocknete Blume) Das ist eine Sonnenblume, 29. Blockpost. Eine Stelle, die sehr nah zum Feind ist. Aber schenkt man sich Blumen. Dort gibt es keine Superblumen. Aber solche gibts. Die schenken sie, weil das Männer sind und ich eine Frau, weil sie romantisch sind, weil sie ein Geschenk machen wollen. Selbst am schlimmsten Ort auf der Welt muss man was Schönes finden. Wir müssen verstehen, dass dort Unsere sind. Die Frage, ob Krieg gut oder schlecht ist ...meine Lieblingsflagge ist diese hier. Ich kann erklären, warum. Die ist am dreckigsten, zerrissen, aber sie muss so sein. Die hier ist auch cool. Das haben Kinder den Soldaten geschenkt. Versteht ihr, irgendwelche 5. Klasse, die geschrieben hat, die Soldaten müssen lebendig zurück kommen. Das ist ein Museum darüber, wie sehr wir auf sie warten. Wie sehr wir auf einen Soldaten warten sollen. Darüber, dass sogar ein zu hoher Preis dafür gezahlt wurde und eigene Verluste in Kauf genommen werden mussten, ist es uns wichtig diese Flagge zu haben. Während des Maidans gab es den Slogan-Devise, der sich nicht geändert hat: “Ukraine über alles”. Eine zweite Phrase war “Freiheit oder Tod”. Das ist wohl wahr. Das wars. Krieg ist nicht gut. Zu viele Waffen wurden verwendet, mit denen auf uns geschossen wurde. Wenn ein Kind getroffen wird, ist das gut? Wie viele solche Menschen wurden geschlagen? Es gibt keinen guten Krieg. Aber das gibts...seht ihr, der Hund. Es war ein vollkommen zerbombtes Haus. Das Kind, soweit ich verstanden habe, blieb am Leben. Aber der Hund war im Schutt verschwunden.
(kurze Ablenkung)
- Wie kann ich vorbei gehen, um dich nicht zu stören?
- Wir sind schon fast fertig.
- Ich bin schon so verlegen.
M: Kannst du uns ein ukrainisches Lied singen oder ein Gedicht aufsagen? Irgendwas traditionelles?
N: Ich singe nur, wenn ich keine Scham und kein Gewissen habe, aber auch dann nicht gut. Ich habe ein Gedicht, welches ich geschrieben habe.
"Weißt du, wie schwierig es ist nach dem Krieg zu leben.
Wenn Schuld und talgige Wunden beginnen.
Aber ich lasse allen meine Nummer. Ruft an."
Und das, was mir gesungen wurde, gibt es vieles. Es gibt einen Mann, der wird als Schmied bezeichnet. Und es gibt so einen Spruch, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Er hat einen deutschen Schäferhund und eine Harmonika. Der hat das Lied “Hey Sokolo” gesungen. Das sehr cool. Es ist aus einem polnischen Film übersetzt.
(fängt an zu singen, stottert, erinnert sich nicht an den Text)
Oh ich erinnere mich wieder. Dieses Lied haben wir in der Silvesternacht gesungen.
"Es gab beim Spazieren einen Glücksort. Da stand, dass Glück nicht immer unseres ist. Auf der anderen Seite stand, dass das Glück genau hier beginnt."
Und als wir dort in der Neujahrsnacht waren, haben wir ein Lied über das Glück gesungen. Ist aus einem alten sovjetischen Film. Ein Weihnachtsmann, mit Automat, mit dem haben wir getanzt.
(singt "Счастье вдруг..." aus dem Film "Иван Васильевич меняет профессию")
“Das Glück hat plötzlich, in der Stille, an die Tür geklopft"
N: Vasilij, singen Sie bitte mit mir. Wissen Sie, die bitten mich zu singen und ich schäme mich. Da können Sie nicht einfach stehen und zugucken.
(singt weiter)
“Willst du wirklich zu mir? Ich glaube und glaube es nicht.”
Ich weiß es nicht, ist peinlich. Noch haben wir gesungen, als wir im Krieg waren. Das ist ein altes Kosakenlied, das ich kannte. Kosaken, die für die Ukraine gekämpft haben. Aber mir wurde eine Strophe geschenkt. Die habe früher nicht gehört. (min. 37:56)
“Scheinbar ist der Tod nichts für mich. Scheinbar ist der Tod nichts für mich. Schon wieder trägt mich mein Pferd aus dem Feuer.”
Ich kannte diese Strophe nicht. Das Lied ist darüber, dass ein Mann in den Krieg gefahren ist. Zuhause wartet seine Frau, die ihn nicht liebt. Und er fuhr also, um deswegen zu sterben. Aber in diesem Lied, in dieser Version bleibt er am Leben und das ist sehr richtig und hat mir gefallen. Er bleibt am Leben, komme was wolle. So. Das wars.